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Arbeit an der Form. Notizen zu Design und Designforschung

[6]

Ernst Peter Fischer, Ästhetische Wissenschaft – Schöne Ideen und elegante Experimente in der Geschichte, in: Wolfgang Krohn (Hrsg.): Ästhetik in der Wissenschaft. Interdisziplinärer Diskurs über das Gestalten und Darstellen von Wissen (= Sonderheft 7 der Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft), Hamburg 2006, 40-58, hier 51. Vgl. dazu anknüpfend Daniel Hornuff, Denken designen. Zur Inszenierung der Theorie, Paderborn 2014, 22-25.

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[7]

Lucius Burckhardt, Das unsichtbare Design, in: ders., Die Kinder fressen ihre Revolution. Wohnen-Planen-Bauen-Grünen, herausgegeben von Bazon Brock, Köln 1985, 48-53.

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[8]

Vgl. zur Verbindung von Design und Rhetorik grundlegend Gerd Ueding, Beredsamkeit der Formen – Anmerkungen zu einer Rhetorik des Designs, in: Gesche Joost, Arne Scheuermann (Hrsg.): Design als Rhetorik. Grundlagen, Positionen, Fallbeispiele, Basel, Boston, Berlin 2008, 81-88.

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[9]

Walter Grasskamp, Das gescheiterte Gesamtkunstwerk. Design zwischen allen Stühlen, in: Kursbuch 106, Dezember 1991, 67-84, hier 67.

Wissenschaftsfeldern finden: »Tatsächlich haben wissenschaftliche Publikationen vor allen Dingen dann eine durchschlagende Wirkung auf die Forschung, wenn sie nicht nur inhaltlich von großer Bedeutung, sondern zugleich auch unter dem Aspekt der Form auffällig sind.«[6] Doch ist der Aspekt der Formauffälligkeit nicht einmal entscheidend. Es genügt bereits die Einsicht, dass das »unsichtbare Design«[7] an kaum einer anderen Stelle so subtil wirkt wie in wissenschaftlichen Erkenntnisprozessen und deren Ergebnispräsentationen.

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Dass jedoch das Design des Wissens eine kaum eigens thematisierte – gleichwohl aber massiv praktizierte! – Rolle im geisteswissenschaftlichen Diskurs spielt, ist Folge einer doppelten Negativwertung: So steht insbesondere aus Perspektive etablierter geisteswissenschaftlichen Disziplinen Design als Begriff wie Phänomen unter Verdacht, wird es doch nach wie vor als Schwundstufe der Kunst marginalisiert und somit rein auf seine ökonomische Funktion reduziert. Darin wiederum drückt sich eine geradezu habitualisierte Aberkennung rhetorischer Leistungen und ihrer Möglichkeiten aus. Als verbindendes Merkmal zwischen Design und Rhetorik wird deren Orientierung auf eine nachträgliche Ornamentierung angesehen. Hinter der Verdrängung des Designs aus der geisteswissenschaftlichen Selbstbefragung steht demnach ein platonisch gefärbter Begriff der Rhetorik, charakterisiert als bloße ›Schmeichelei‹ und gefährliche ›Scheinkunst‹.[8]

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Eine in dieser Weise besonders nachdrückliche und daher exemplarische Hierarchisierung von Kunst (im Sinne von werthaltig und -schöpfend) und Design (verstanden als wertlos und -vernichtend) stammt von Walter Grasskamp, der 1991 in der Zeitschrift Kursbuch folgende Sentenz formulierte: »Design ist eine schielende Kunst.«[9] Grasskamp arbeitet

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