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Jeder Mensch ist ein Designer oder was wir von Hegel über gute Gestaltung lernen können

ROBERT EIKMEYER

​[1]

Karl Simrock, Sammlung deutscher Sprichworte, Sprichwort Nr. 7277.

​

[2]

Wolfgang Schäffner, The Design Turn. Eine wissenschaftliche Revolution im Geiste der Gestaltung, in: Claudia Mareis, Gesche Joost, Kora Kimpel (Hg.), Entwerfen – Wissen – Produzieren. Designforschung im Anwendungskontext, Bielefeld 2010, 33–45, hier 35.

 

​[3]

Karl Marx, Thesen über Feuerbach, MEW Bd. 3, Berlin 1990, 7. Die 11. Feuerbach-These hat Marx übrigens nicht, was Schäffner als »ideologische Manifestation« dieses Mottos für die Geisteswissenschaften entschuldigt, von Feuerbach übernommen. Die elf »Thesen über Feuerbach« heißen deshalb so, weil Marx mit ihnen Feuerbach kritisiert.

Was im Alltag wie eine Binsenweisheit klingt, »In der Nacht sind alle Kühe schwarz«[1], wird von dem Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel 1807 in seiner Vorrede zur Phänomenologie des Geistes verwendet, um eine Wende im System des Wissens einzuleiten. Hegel vollzieht damit nicht nur die Abkehr von einem als Substanz verstandenen göttlichen Absoluten, sondern befreit zugleich die Wirklichkeit und das Wissen davon, beliebig und in letzter Instanz ununterscheidbar bzw. schwarz zu sein. Damit die Fülle der Wirklichkeit in Erscheinung treten kann, muss also das Göttliche für Hegel in die Leere einer negativen Theologie verbannt werden. Gut 200 Jahre nach dem großen Systemdenker tritt eine relativ junge und bisher weitgehend marginalisierte Disziplin – die Designwissenschaft – mit einer wissenschaftlichen Revolution auf den Plan und verspricht im »Geiste der Gestaltung« das System der Wissenschaften erneut zu strukturieren.

 

Der programmatische Aufsatz zur neuen »Architektur des Wissens« wurde von Wolfgang Schäffner bereits 2010 als »Überlegungen« im Rahmen eines Forschungsantrags formuliert.[2] Insbesondere für die Geistes- und Gestaltungswissenschaften, in deren Geiste laut Schäffner diese Umwälzung eigentlich stattfindet, stünden Veränderungen bevor. Deren angebliche Gestaltung sei nämlich bisher im günstigsten Fall nur eine Analyse von Praktiken gewesen und müsse dringend die Herausforderung des »design turn« annehmen und die heißt für Schäffner mit Karl Marx: »Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern.«[3]

 

Allerdings haben Überlegungen wie insgesamt alle Gedanken eine Form, sodass Design konsequent, wie Daniel Hornuff gezeigt hat, zunächst einmal beim Gedankendesign ansetzen sollte. Gänzlich ohne Gestaltung

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